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Achtsamkeit in der Zusammenarbeit: Mehr Nutzen als Esoterik

Achtsamkeit in der Zusammenarbeit: Mehr Nutzen als Esoterik

Die eigenen Interpretationen und Bewertungen reflektieren zu können, ist eine Schlüsselfähigkeit für erfolgreiche Zusammenarbeit und Kommunikation. Achtsamkeit kann dafür sehr hilfreich sein.

Was steht Teams in ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit am meisten im Weg? Richtig: das Team sich selbst. Teams sind aus unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammengesetzt. Je unterschiedlicher die Typen desto größer wird die Wahrscheinlichkeit von Reibungspunkten. Dann stören sich die Team-Mitglieder daran, dass die Kolleg*innen anders ticken: anders priorisieren; anders mit Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit umgehen; bei hoher Arbeitslast nicht so intensiv unterstützen, wie die anderen; einen zu hohen Redeanteil in Meetings beanspruchen etc.

Dabei wissen wir aus den Teambuilding-Workshops und dem Lehrbuch: heterogen besetzte Teams haben ein höheres Leistungspotenzial als zu gleichförmig besetzte Teams. Wir wissen, dass es vielversprechender ist, wenn wir die Andersartigkeit der Kolleg*innen akzeptieren und für gut befinden. Warum gelingt es uns dann so häufig nicht?

Wir bewerten das Verhalten der anderen immer als richtig oder falsch

Weil wir bewerten. Jedes Verhalten der Kolleg*innen interpretieren und werten wir. Das ist normal und ist so in unserem Gehirn vorgesehen. Wir haben automatisch eine Interpretation im Kopf, was der Kollege mit seinem Verhalten beabsichtigt. Wir bewerten automatisch, ob wir es richtig oder falsch finden, wie die Kollegin sich verhält. Das sind blitzschnelle Impulse aus unserem Unbewussten. Diesen Mechanismus können wir nicht abstellen.

Wie wir werten, ist dabei individuell. Jeder von uns hat sein eigenes Schema von richtig und falsch, von gut und böse, von Werten, die für uns richtig und wichtig sind. Oft gehen wir davon aus, dass alle anderen diese Werte teilen oder teilen sollten. Und dann entsteht die Meinungsverschiedenheit, das Missverständnis, das Ärgernis.

Was hat das jetzt mit Achtsamkeit zu tun? Da der Begriff Achtsamkeit aus dem Buddhismus und der Ausübung von Meditation stammt, besteht das Risiko, dass wir ihn in eine esoterisch/religiöse Ecke schieben. Wenn wir darauf schauen, was Achtsamkeit bedeutet, wird schnell klar, wie wir sie in der Kooperation nutzen können, um erfolgreich zusammenzuarbeiten.

Achtsamkeit übt die Wahrnehmung ohne Einfärbung durch unsere Bewertung

Achtsamkeit ist in erster Linie ein Form der Aufmerksamkeit. Sie fokussiert sich auf den gegenwärtigen Moment und wertet nicht. Sie nimmt nur war, was da ist. Ohne es zu bewerten. Und genau dies zu üben ist der Schlüssel, um in der Zusammenarbeit über die eigene Interpretation und Bewertung hinweg zu sehen. Und dann kommen wir auch mit unterschiedlichen Persönlichkeiten im Team auf einen gemeinsamen Nenner und zum gemeinsamen Ergebnis.

Dabei sollte keiner von uns erwarten, die eigenen Bewertungen ganz abschalten zu können. Wenn wir uns unserer Interpretation bewusst werden und wenn wir uns bewusst entscheiden können, sie in unser Handeln einfließen zu lassen oder sie offen auszusprechen oder sie sogar beiseite zu lassen, dann sind wir der erfolgreichen Zusammenarbeit auch schon viel näher gekommen.

Foto von fauxels gefunden auf pexels.

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